Die in den Human-Animal Studies etablierte gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber nichtmenschlichen Tieren geht über die bisher verfolgten Ansätze hinaus, letztgenannte Gruppe als Objekte menschlichen Handels, Gegenstände der Kunst, Statussymbole, Wirtschaftsfaktoren oder als Modelle des Philosophierens zu gebrauchen. So plädieren neuste Forschungen, nichtmenschliche Tiere als mit eigenständiger Handlungsmacht ausgestattet aufzufassen, was ihnen eine methodische Aufwertung zukommen lässt.

Schaut man auf musikalische Phänomene wie sie überall auf der Welt ausgeführt werden, wird auffällig, dass die Geschichte – aber auch die Gegenwart – voll von Bezügen der von Menschen gemachten „Musik“ zu nichtmenschlichen Tieren ist. Die Spannbreite reicht dabei von der rein physischen Anwesenheit toter nichtmenschlicher Tiere als Materiallieferant*innen für den Instrumentenbau bis hin zu klanglichen Imitationen von Tierstimmen oder gar deren Einsatz selbst. Hierbei sind zwar starke regionale, ethnische und soziale Unterschiede zu verzeichnen, doch sind Reflexionen – die Ästhetik wie die Musiktheorie betreffend – für ein Verständnis des Vorgangs bis zur konkreten Klangbildung und Verankerung im gesamtkulturellen Kontext unerlässlich.

Zu dieser Erforschung spielen Vorgehensweisen und Methoden eine Rolle, die in der Ethnomusikologie etabliert sind. Ausschlaggebend ist die Erkenntnis, im Bereich der Human-Animal Studies Untersuchungen zur Sozialstruktur, zu Weltanschauungen, religiösen Vorstellungen, Handlungsbeziehungen und zur Soundscape vorzunehmen. So wird im Seminar zuerst ein Vertrautmachen mit dem wissenschaftlichen Feld der Human-Animal Studies, wie es aktuell transdisziplinär betrieben wird, ermöglicht. Den Brückenschlag zur Ethnomusikologie stellt besonders die Forderung nach dem Erlangen einer emischen Perspektive und dem damit in Zusammenhang stehenden Methodenkomplex der teilnehmenden Beobachtung dar. Unter dieser Perspektive werden im Seminar verfügbare Regional- und Lokalstudien sowie Musikalien (beispielsweise Papua-Neuguinea, Indien, europäische Volks- und Kunstmusiken) untersucht. Relevant ist auch das Analysieren von Passagen aus Erzählungen, Mythen und Ritualen; dazu kommt die Behandlung von Ton- und Videoaufnahmen. Das Seminar ist auch dafür geeignet, eigene Ideen und Forschungskonzepte zu diskutieren und Forschungsansätze zu entwickeln.