Indien ist nicht nur landschaftlich vielfältig, sondern bietet auch eine Fülle an Musiken. Aus der Vielfalt der Musiken Indiens werden wir im Seminar Beispiele herausgreifen und in einen gesamtkulturellen Kontext einordnen. Wir werden uns u. a. mit karnatischer und hindustanischer Musik, mit Rāga und Tāla, Guru-Shishya Parampara, Volksmusiken, Musik und Glaube sowie dem Immateriellen Kulturerbe (UNSECO) Indiens auseinandersetzen und Grundwissen dazu, Betrachtungen von Aufführungspraktiken, -anlässen und -absichten vermittelt bekommen. Dafür werden auch soziale Strukturen und Fragen nach menschlichen sowie anderen-als-menschlichen Akteur*innen zu betrachten sein.

Die genannten Inhalte werden wir außerdem unter der Blickrichtung Human-Animal Studies, dem zweiten Schwerpunkt des Seminars, untersuchen und diskutieren. Im Seminar wird dafür zuerst ein Vertrautmachen mit dem wissenschaftlichen Feld der Human-Animal Studies ermöglicht. Neuste Forschungen plädieren, nichtmenschliche Tiere als mit Handlungsmacht ausgestattet aufzufassen, was ihnen eine methodische Aufwertung zukommen lässt. Schaut man auf musikalische Phänomene Indiens wird auffällig, dass die Geschichte wie auch die Gegenwart voll von Bezügen der von Menschen gemachten Musiken zu nichtmenschlichen Tieren sind. Die Spannbreite reicht dabei von der rein physischen Anwesenheit toter nichtmenschlicher Tiere als Materiallieferant*innen für den Instrumentenbau bis hin zu klanglichen Imitationen von Tierstimmen oder gar deren Einsatz selbst.

Das Seminar vermittelt (1) Kenntnisse ausgewählter indischer Musiken sowie derer Vermittlungs- und Rezeptionsformen, (2) grundlegendes Wissen im Feld der Human-Animal Studies und (3) Wege für ein kritisches Überdenken etablierter Musikbegriffe und Musizierverständnisse. Dafür werden auch ethnomusikologisches und speziesübergreifendes Arbeiten sowie damit verbundene Methoden in der Musikforschung kritisch zu betrachten sein.